Man kann überall barfuß sein...

Man kann überall barfuß sein...

...Man muss nur wissen wie.


Daniel Däuber - August 16, 2019

Im ersten Teil Ist Barfuß laufen gesund? unserer Barfuß-Serie “Gesunde Füße - und alles darüber” haben wir über die gesundheitlichen Vorteile des Laufens und Gehens in minimalen Schuhen gesprochen.

Im zweiten Teil Warum Barfüßigkeit natürlich ist... haben wir uns damit beschäftigt, was Experten zu Eigenschaften gesunder Schuhe und zu richtiger (Lauf-) Technik sagen, und dass ein gesunder Umstieg auf “Barfußschuhe” nur dann erfolgreich stattfinden kann, wenn man seinen Körper nicht durch “zu früh, zu viel” überfordert, sondern mit Geduld an die neue Belastung heranführt.

In diesem dritten und letzen Teil der Reihe schauen wir uns vor allem an, wie wir die positiven Auswirkungen des Barfuß seins auf unsere Gesundheit auch überall dort erzielen können, wo man eigentlich nicht barfuß sein kann.
 
Es geht um EUCH - IHR seid der Maßstab 
 
Ich habe in dieser Serie bewusst ganz neutral versucht, Euch die Vorteile des Barfuß seins, aber auch die Einschränkungen zu veranschaulichen, damit Ihr Euch selbst eine Meinung bilden könnt. Ich erwarte nicht Euch mit diesen drei Artikeln zu immer und überall schuhlos wandelnden Barfuß-Aposteln zu "bekehren". Das wäre dumm, denn Schuhe sind ja schließlich nicht ganz umsonst erfunden worden. Aber es ist eben nicht jeder Schuh auch gut für Eure Füße (und alles darüber) - Stichwort: Hallux Valgus, Hammerzeh und Plattfuß.
 
Nein, überreden will ich Euch zu nichts. Statt dessen soll Euch diese Serie Grundlagen vermitteln: Zu wissen, welche Nachteile falsches Schuhwerk auf Eure Gesundheit haben kann. Zu erkennen, was geeignete und ungeeignete Schuhe sind. Und zu entscheiden, welche Schuhe in welcher Situation für Euch die richtige Wahl sind - denn um Euch geht es, ihr seid der Maßstab! Ihr entscheidet (*1), 
wann, wo und in welchen Situationen Ihr ganz normale oder minimale Schuhe tragen, und wann Ihr barfuß sein wollt - oder sein könnt.
 
(*1) Wenn Ihr noch minderjährig seid haben Eure Eltern vielleicht auch ein Wörtchen mitzureden.
 
Wo man besser NICHT barfuß gehen sollte 
 
Schauen wir uns mal zusammen an, wo es OK ist barfuß zu sein und wo man das (vielleicht) besser nicht tun sollte. Orte, an die wohl die meisten von Euch beim Stichwort "Barfuß" denken, sind: Zu Hause, bei Freunden, im Schwimmbad, in der Sauna. Und ganz sicher hat jeder von Euch auch ans Karate-Training im Dojo gedacht. An diesen Orten ist jeder barfuß, von daher ist das OK. (Fallen Euch noch andere Orte ein, wo man normalerweise barfuß ist? Schreibt's in die Kommentare!)
 
Aber wie sieht's an Orten aus, wo Leute es nicht gewöhnt sind, nackte Füße zu sehen. Können wir barfuß in die Schule oder ins Büro? Ins Restaurant? Ich habe barfuß sein schon an so manchen Orten ausprobiert: Beim Einkaufen im Supermarkt zum Beispiel. Beim Autofahren. Eine kurze Strecke bei Schnee im Winter (*2). Auf asphaltierten Laufstrecken im Frühling (*2), und auf der siedend heißen Straßen im Sommer (*2). Nicht alles davon war angenehm, dazu später mehr.
 
(*2) Für Minderjährige: Keinesfalls nachmachen, oder nur mit Erlaubnis und unter Aufsicht und Eurer Eltern! 
 
Im Schnee sollte man besser nicht barfuß draußen sein, oder nur sehr kurz und ganz kurze Strecken. Hier besteht die große Gefahr von Unterkühlung sowie von Erfrierungen und dem Verlust von Zehen. Das sollte man also definitiv nicht tun!
 
Barfuß Autofahren ist in Deutschland legal, aber im Falle eines Unfalls müsste man wohl beweisen, dass dieser nicht passierte, weil man ohne Schuhe fuhr. Ich persönlich habe es nicht riskanter empfunden, als mit Schuhen, aber dass muss jeder für sich heraus finden. Mit losen Flipflops zu fahren ist aber sicher gefährlicher als ganz ohne Schuhe.
 
Barfuß einzukaufen ist normalerweise kein Problem, und im Supermarkt habe ich zumindest nicht bemerkt, dass mich jemand wegen meiner bloßen Füße schräg angeschaut hätte. Eine lustige Anekdote dazu ist, dass Steven Sashen, CEO des Amerikanischen Barfuß-Schuhherstellers Xeroshoes, so häufig barfuß einkaufen geht, dass er sogar einmal von einem Supermarktangestellten gefragt wurde, ob alles mit ihm in Ordnung sei, als er ausnahmsweise mal Schuhe an hatte. 
 
 
Barfuß auf der Straße gehen und laufen kann man abhängig davon, wie rauh und uneben der Untergrund ist, und wie viel die Fuße schon gewöhnt sind. Selbst wenn man gut aufpasst, das man nicht auf Steinchen, Glasscherben und andere spitze oder scharfkantige Dinge tritt, ist das Laufen auf der asphaltierten Oberflächen nicht ganz ohne Verletzungsrisiko. Im Frühling, als der Boden angenehme Temperaturen hatte, habe ich mal versucht, meine normale Laufstrecke von etwa 7 km ganz ohne Schuhe zurück zu legen. Ich kam 3,85 km weit bevor ich so etwas wie Blasen an meinen Zehen spürte. Bei 4.53 km hielt ich an und schaute mir meinen rechten Fuß mal von unten an. Das Resultat seht Ihr auf diesem Foto. 
 
Was habe ich daraus gelernt? Nicht unbedingt gar nicht mehr barfuß laufen zu gehen, sondern meine Füße langsamer und mit kürzeren Strecken an rauhe Oberflächen zu gewöhnen. Und noch etwas war interessant: Nur am rechten Fuß kam es zu diesen Abschürfungen an zwei Zehen. Links nicht. Daraus kann man den auch Schluss ziehen, dass an meiner Lauftechnik etwas verbessert werden muss. Toll, was einem der eigene Körper so alles erzählen kann!
 
Ich habe dann auch im Sommer noch mal probiert, das barfuß auf Asphalt zu laufen. Zugegeben, das war keine gute Idee, denn die Straße war so heiß, dass ich nach wenigen hundert Metern bereits umkehren musste. Brandblasen hatte ich zwar nicht, aber eine Hautschicht hatte sich an den Zehen ein paar Wochen später trotzdem abgelöst - fast wie bei einem Sonnenbrand. Also auch hier, besser nicht nachmachen! 
 
 
Abgesehen von hohen Temperaturen muss man barfuß natürlich viel genauer aufpassen als mit Schuhen, wohin man tritt. Generell ist es aber überhaupt kein Problem, ohne Schuhe und Dämpfung auch auf richtig harten Untergründen wie Straßenbelag zu gehen oder zu laufen. Ohne Schuhe übernimmt der eigene Körper die Dämpfung beim Joggen nämlich selbst, denn genau dafür sind unserer Füße und Beine von Natur aus in 
genialer Weise konstruiert. In Teil zwei hatten wir bereits gelernt, dass man barfuß und auch mit Minimalschuhen ganz natürlich auf dem Vorfuß läuft. Dazu habe ich ein kurzes Video für Euch gemacht, in dem man das gut sehen kann. Schaut mal rein: 
 
Video 1: Vorfuß- vs. Fersenlauf (Quelle: YouTube Creator: Daniel Däuber)
 
 
Der Mann im Video ist kein erfahrener Läufer, geschweige denn ein Barfußläufer. Wenn die Geschwindigkeit des Laufbands zu schnell zum Gehen wird und das Aufkommen mit der Ferse langsam schmerzhaft wird, geht er ganz automatisch zum Laufen auf dem Fußballen über. 
 
Zusammengefasst: Man kann auch an Orten abseits von Daheim, dem Schwimmbad und dem Dojo barfuß sein. Man sollte aber vorsichtig sein, denn die eigene Sicherheit und Gesundheit gehen immer vor!
Aber nun zurück zur Frage, ob man auch in der Schule oder auf der Arbeit die Vorteile des Barfuß seins genießen kann. 
 
Barfuß in  Schule und Büro - geht das?
 
Wenn wir ganz ehrlich sind: Die meisten von uns, mich eingeschlossen, hätten keine große Lust darauf, Kopfschütteln und fassungslose Blicke von Mitschülern und Kollegen zu ernten, wenn wir ohne Schuhe über den Schulhof gingen oder nur in Socken im Büro dern Chef über den Weg laufen würde. Gesundheit hin oder her! 
 
Barfuß-Experte und Coach Lee Saxby, von dem bereits im letzten Artikel die Rede war, sagt, die Schuhe die man den ganzen Tag über trägt, seien wichtiger als die Schuhe die man zum Laufen / Joggen trägt. Er ermuntert Leute dazu, Schuhe mit weitem Vorfußbereich und flachen Sohlen zu tragen.
Damit hat er sicher recht, denn: Ein Läufer hat seine Laufschuhe nur etwa 30 Minuten bis eine Stunde an, und das Karate-Training ohne Schuhe dauert vielleicht 60-90 Minuten. Relative kurze Zeiträume also. Ganz logisch betrachtet bedeutet das also, dass wir Barfuß sein oder zumindest gesunde Schuhe tragen dort sollten, wo wir uns die für wir uns für längere Zeiträume, mehrere Stunden am Stück aufhalten. Für die meisten von uns ist das aber wahrscheinlich die Schule oder der Arbeitsplatz. Wie gesagt, wer ist schon mutig genug dort barfuß oder nur in Socken sein?
 
Dann müssen wir unsere Füße tagsüber wohl also weiterhin in Schuhe backen, die für die Gesundheit unserer Füße nicht besonders gut sind, oder? Zum Glück müssen wir das nicht, denn es muss ja nicht immer komplett Barfuß sein. Genau hier kommen nämlich funktionelle Schuhe oder Barfuß-Schuhe ins Spiel. 
 
Barfußschuhe, die dem Fuß mindestens den Schutz bieten, den er braucht, aber ihn ansonsten in seiner natürlichen Funktion nicht einschränken, gibt es schon lange. Der bekannte italienische Sohlenhersteller Vibram hat beispielsweise schon sehr früh den Barfußtrend erkannt und mit gestaltet. Am Design der "FiveFingers" Zehenschuhe scheiden sich aber die Geister und wirklich passend für Schule und Beruf is es sicherlich nicht. Der Barfußschuh-Trend hat sich lange auf den Einsatz für sportliche Aktivitäten konzentriert. Inzwischen gibt es aber auch wirklich alltagstaugliche Alternativen, in denen man keine erstaunten Blicke von Mitschülern und Kollegen auf sich zieht. 
 
"Barfuß" in der Schule oder im Büro geht also! Zumindest fast - mit den richtigen Schuhen. Einige davon habe ich selbst ausprobiert. Welche davon ich Euch für Schule, Büro und andere Gelegenheiten empfehlen kann, lest Ihr hier: 
 
Diese Barfuß-Schuhe kann ich Euch empfehlen
 
(Einige der Links sind Affiliate-Links Falls Ihr über diese etwas bestellt, zahlt der Verkäufer oder Hersteller eine kleine Provision. Euch kostet das nicht mehr, und die Einnahmen daraus gehen dem Verein zu.) 
 
Xeroshoes Prio
 
Das Design des Prio von Xeroshoes ist einem normalen Sneaker recht ähnlich und erlaubt so einen unauffälligen "Einsatz" in der Schule und im Alltag. Der Schuh ist weit geschnitten. Wer es puristisch mag, kann die Innensohle für noch mehr Barfußgefühl herausnehmen. Xeroshoes gibt eine 5000-Meilen-Garantie, versendet weltweit und bietet für Barfußschuhe ein ganz gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Man bekommt Xeroshoes inzwischen auf bei deutschen Onlineshops wie Voycontingo und seit neustem gibt es auch Kindergrößen. 
 
 
 
Merrell Vapor Glove 3 Cotton
 
Der Vapor Glove 3 ist eigentlich ein reinrassiger Barfuß-Laufschuh, der mit die flexibelsten Sohlen auf dem Markt bietet. Seit neuestem gibt es ihn auch mit Obermaterial aus Baumwolle, was den Schuh nun endlich alltagstauglich macht. Wegen des Sohlendesigns ist er zwar nicht ganz so unauffällig wie der Prio, aber besonders auffällig ist er auch nicht. Zu einem legeren oder sportlichen Outfit passt der Vapor Glove 3 Cotton im Alltag, in der Schule und je nach Arbeitsplatz auch dort. 
 
Wildling Wiesel
 
Die deutschen Firma Wildling ist ohne Frage besonders. Die innovative Firma legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit, darum findet man im Sortiment auch viele vegane Schuhe. Kindermodelle werden unter der Marke "Wildling" und Erwachsenenmodelle unter dem Label "Rewild" angeboten. Das Schuhsohlen-Design ist einzigartig und macht den Schuh extrem flexibel in jede Richtung. Das Obermaterial bei Wildling ist extrem weich und ist bewusst nicht "formstabil", schmiegt sich also dem Fuß an ohne dessen Bewegungen einzuengen. Wer sich zutraut, auch mal auf seine Schuhe angesprochen zu werden, sollte sich den Wiesel oder andere Modelle von Wildling unbedingt mal anschauen. (Kein Witz: Wildling macht sogar Schuhe aus japanischem Washi-Papier. Modelle Tanuki Suna, Yoru und Keshi.) 
 
CARETS FER Cap-Toe
 
Einen gut aussehenden Barfuß-Schuh für's Büro zu finden, ist extrem schwierig. Denn eines der typischen Merkmale eines Business-Schuhs für Herren ist ein Absatz - etwas worauf ein Minimalschuh ja gerade verzichten will. Viele Hersteller haben sich an Business-Schuhen versucht, die Mehrzahl davon sieht aber leider nicht besonders gelungen aus. 
 
Der amerikanischen Firma CARETS ist der Spagat allerdings perfekt gelungen. Der im Bild zu sehende Absatz des CARETS FER Cap-Toe ist nämlich gar keiner, sondern ein cleverer Design-Trick. Die Sohle ist auch nicht so dick wie sie von außen aussieht, sondern in Wirklichkeit viel dünner. Die Sohlen ist nämlich quasi hohl und der Fuß steht so völlig flach in einer Vertiefung. Sehr smart! Dazu ist der Schuh weit genug geschnitten, um den Fuß nicht einzuengen. Leider ist er mit €360,00 kein günstiges Vergnügen, aber immer noch wesentlich günstiger als ein maßangefertigter Schuh. Dafür kann man den Schuh aber auch innerhalb von 365 Tage zurückgeben, wenn man nicht zufrieden ist.
 
ZAQQ BRIQ Brogue Black
 
Fast genauso ansehnlich, und für nur etwa €159,00 deutlich günstiger zu haben, ist der Herrenschuh BRIQ Brogue Black der deutschen Firma ZAQQ. Auch hier gibt es nur einen angedeuteten Absatz, viel Platz im Schuh, und flexible, nur 3,9 mm dünne Sohlen.
ZAQQ bietet auch noch andere gut aussehende Business-Modelle an.
 
 
 
 
 
 
BeLenka Lenka City
 
Für Damen bieten sich hier nur flache Schuhe an, denn alles mit Absatz ist ja kein Barfuß-Schuh mehr. Dafür ist die Auswahl aber auch deutlich vielfältiger als für die Herrenwelt, und etwas farbenfroher darf es auch zugehen. Ein schönes Beispiel dafür ist der grasfarbene Lenka City der slowakischen Firma BeLenka. Eigentlich ein Unisex Modell, aber für Damen macht er im Büro, Schule und Alltag finde ich eine bessere Figur. Ebenfalls sehr dünn, flexibel und bequem weit geschnitten.
 
 
 
 
BeLenka Lenka Summer
 
Wenns etwas luftiger zugehen soll, bietet BeLenka auch eine hübsche Sandale mit nur 4mm dünner Kautschuk-Leder Sohle an. Das Modell gibt es wie fast alle BeLenka Schuhe in vielen verschiedenen Farben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
BeLenka Lenka Ballerinas
 
 
Auch diese Ballerinas kommen von BeLenka und passen gut zu einem lockeren Office-Dress und können auch sonst mit fast jedem Alltags-Outfit kombiniert werden. Die BeLenka Schuhe zeichnet neben ihren Barfuß-Eigenschaften auch ihre modische Flexibilität aus.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Es gäbe noch so viele Barfußschuh-Modelle zu erwähnen, die wir hier gar nicht alle unterbringen können (eine Liste mit Hersteller-Links habe ich Euch weiter unten zusammengestellt).
 
Ich hoffe aber zumindest Ihr seht an all diesen Beispielen, dass es viele richtig gut aussehende und inzwischen auch ziemlich unauffällige funktionelle Schuhe /Barfußschuhe gibt. Die Zeit der Clown-Schuhe und des Öko-Latschen ist vorbei! Und die Auswahl wird stetig größer. Es gibt also eigentlich fast keine Ausrede mehr, seine Füße in nicht-ergonomisches Schuhwerk zu packen. Außer vielleicht das eigene Ego und die vermeintlich wichtige Meinung anderer…
 
Und da steht Ihr doch drüber, stimmt’s? 😉
 
 
Links zu Barfußschuh-Herstellerwebseiten (ohne besondere Reihenfolge):
 

 

Danke für diesen interessanten Artikel an Daniel Däuber!

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