Philosphie und Dojokun

Wo immer sich Menschen treffen gibt es Grundsätze, die das Zusammenleben und Auskommen der Menschen miteinander regeln. Die Regeln für die Disziplin in den Kampfkünsten sind für den Übenden selbstverständlich.

Die Kata bilden nicht nur den technischen Grundriss, sondern transportierten auch die philosophischen Werte des Karate. „Karate ni sente nashi“ findet sich in den Kata wieder, die immer mit einer Defensivbewegung beginnen. Dies impliziert, dass Karate nur als Reaktion auf einen Angriff gedacht ist, niemals als unbegründete Aktion aus sich selbst heraus.

Die Lehrer fühlen sich verpflichtet unermüdlich und mit größtem Einsatz die Lehren zu vermitteln - die Schüler erweisen sich durch intensives Üben diesem würdig.

Der Stärkere geht stets die Verpflichtung ein, dem Schwächeren zu helfen. Der ältere Schüler hilft stets dem Jüngeren - bevormundet ihn aber nicht. Die Gesundheit des Partners ist oberstes Gebot.

Karate hat als Budōdisziplin, zu denen zum Beispiel auch Kendō und Judo gehören, einen spirituellen Kern aus weltanschaulichen Elementen des Zen und des Taoismus. Diese Weltanschauungen dienen dazu, die Systeme des Budō zu erklären und bilden nicht die Basis dieser Kampfkünste. Es gibt im Karatetraining eine hierarchische Unterscheidung: Neben dem Sensei, dem Lehrer, gibt es die Senpai und Kohai.

Jedes Karatetraining beginnt und endet traditionell mit einer kurzen Meditation. Dies soll auch den friedfertigen Zweck der Übungen zum Ausdruck bringen. Bei der rituellen Grußzeremonie (Rei) verneigen sich Schüler und Meister voreinander und vor den alten Meistern und Vorfahren (im Geiste, repräsentiert an der Stirnseite, dem Shōmen des Dōjō) verneigen. Außerdem beginnt und endet jedes Karatetraining, jede Übung und jede Kata mit einem Gruß. Dadurch wird das erste Prinzip der 20 Regeln von Gichin Funakoshi zum Ausdruck gebracht: „karate wa rei ni hajimari rei ni owaru koto“ – „Karate beginnt und endet mit Respekt!“

Die herausragende Respekterweisung gegenüber dem Meister äußert sich mitunter in kurios anmutenden Regeln. So wird es etwa als unhöflich angesehen, hinter dem Rücken des Meisters zu gehen. Diese wurzelt keineswegs in der Vorstellung, hinterrücks angegriffen zu werden, sondern im Gedanken, dass ein „Vorbei-Schleichen“ auf eine mangelhafte Lehrer-Schüler-Beziehung (da mangelnde Würdigung) schließen lässt.

Ein zu spät kommender Schüler kniet ab und wartet auf die Aufforderung des Lehrers, sich dem Training anzuschließen. Gründe für Unterbrechungen des Trainings sind dem Lehrer mitzuteilen. Im Dojo wird nicht gegessen und nur nach Erlaubnis getrunken.

 

Zum Abschluss noch eine kleine Auswahl der „20 Regeln von Gichin Funakoshi“:

 

Erkenne zuerst dich selbst, dann den anderen.

四、先づ自己を知れ而して他を知れ。

mazu jiko o shire shikoshite hoka o shire

 

Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

十二、勝つ考えは持つな、負けぬ考えは必要。

katsu kangae wa motsu na, makenu kangae wa hitsuyō

 

Wandle dich abhängig vom Gegner.

十三、敵に因って転化せよ。

teki ni yotte tenka seyo

 

Denke immer nach und versuche dich ständig an Neuem.

二十、常に思念工夫せよ。

tsune ni shinen kufū seyo