Ist Barfuß laufen gesund?

Ist Barfuß laufen gesund?

In den Fußspuren unserer Vorfahren.


Daniel Däuber - April 20, 2019


Das solltet ihr wissen bevor es los geht

Weil starke Füße nicht nur fürs Karate wichtig sind, geht es diesmal ums Barfuß sein. Bevor wir uns an einigen Beispielen anschauen, ob barfuß gehen, laufen, springen denn eigentlich gesund ist, möchte ich aber noch kurz ein paar Dinge vorausschicken:

Erstens: Über die Gesundheit unserer Füße kann man s0000 viel erzählen, das dieser Artikel sehr, sehr lang werden würde. Darum wird dieser Blog nur der erste Teil einer Reihe zur Fußgesundheit sein. Er macht euch hoffentlich neugierig auf das Thema und die weiteren Teile der Serie "Gesunde Füße - und alles darüber" macht.

Zweitens: Der Bergriff "laufen" wird im Deutschen, besonders im Dialekt, oft anstelle von "gehen" verwendet. Eigentlich bedeutet "laufen" aber eher rennen oder joggen, ist also schneller als "gehen". Wenn ich von nun an also vom "Gehen" rede, dann ist damit normales Gehen, wie beispielsweise spazieren gemeint. Vom "Taufen" spreche ich, wenn ich z.B. schnell zur Haltestelle renne, um den Bus nicht zu verpassen.

Drittens: Ich bin voreingenommen, ich gebe es zu! Ich glaube, dass barfuss gehen und laufen sehr gesund ist. Das gilt nicht für Jeden und nicht in jeder Situation - dazu aber später noch mehr. In erster Linie soll euch diese Serie dazu anregen, euch eure eigenen Gedanken zu dem Thema zu machen, selbst nachzuforschen, mit euren Kinder oder Euren Eltern darüber zu sprechen - und das Barfuß sein im besten Fall einfach mal auszuprobieren.

Ist barfuß laufen eigentlich gesund?

Auf eure spontane Antwort auf diese Frage bin ich sehr neugierig. Ich vermute, einige werden sagen "Na klar ist barfuß laufen gesund, ich laufe zu Hause immer barfuß!". Zu Hause. Das ist schon mal gut. Aber was ist mit draußen? Auf der Straße. Auf der Wiese. Auf Feldwegen. Kann man da denn auch barfuß laufen? Und ist das gesund? Die Gesichter einiger von euch werden spätestens jetzt einen erschrockenen Ausdruck annehmen: "Das tut doch weh. Da sind doch überall Steine. Und Glasscherben. Und im Sommer ist der Asphalt super heiß und im Winter viel zu kalt. Und bei Regen kriegt man doch nasse Füße, und davon kriegt man eine Erkältung". Also doch nicht so gesund, oder? Hm... mal genauer nachdenken.

Kann jeder einfach so barfuß gehen?

Lustige Frage, nicht? Warum sollte das denn nicht jeder können? Klar kann jeder Barfuß gehen. Schuhe aus, Socken weg und schon gehen wir barfuß. Machen wir im Karate-Training doch fast alle. Naja... aber das ist ja auch drinnen. Draußen ist das schon schwieriger. Aber gut, ein bisschen auf die spitzen Steinchen aufpassen, da kann man doch schon ein eine kurze Strecke gehen, stimmt's? Genau das dachte ich auch. Bis letzten Sommer, als mich meine Mutter in Shanghai besuchen kam.

Wir waren in einem Park spazieren und meine Mutter war ganz begeistert, was die chinesischen Senioren dort so alles für Ihre Gesundheit taten. Eine davon war eine alte Dame, die barfuß auf einer Waschbeton-Fläche hin und her lief, aus der abgerundete Kiesel leicht herausstanden. Das sei gesund für die Füße, wie eine Fußmassage, sagte sie. Meine Mutter zog kurzerhand Schuhe und Socken aus, stieg zu der alten Dame auf den Waschbeton, tat den ersten Schritt und..... machte ein schmerzerfülltes Gesicht. "Tut das weh!" sagte sie, und versuchte noch ein paar Schritte. Kurz darauf gab sie auf und schlüpfte wieder in ihre Schuhe.

Diese Geschichte ist der eigentliche Grund, warum ich diesen Artikel schreibe. Ich war ganz ehrlich erschüttert. Wie kann es sein, dass jemand auf einer etwas unebenen Fläche ohne Spitzen und Ecken nicht barfuß stehen, geschweige denn barfuß gehen kann? Unsere Vorfahren konnten doch auch in freier Natur barfuß ihre Nahrung sammeln und Tiere jagen, lange bevor es überhaupt Schuhe gab. Wieso konnten die das und wir heute nicht? Im Falle meiner Mum ist die Antwort einfach. Sie trägt immer Schuhe und ist wirklich nie barfuß. Nicht mal zu Hause. Der Grund ist, dass ihre Beine nicht genau gleich lang sind und sie daher spezielle Schuhe trägt, die das ausgleichen. Ohne diese Schuhe bekommt sie Rückenschmerzen. Und daher sind ihre Füße auch nichts gewöhnt, was sich anders als ein Schuh anfühlt.

Meine eigene Geschichte mit bloßen Füßen ist anders und fing ein paar Jahre vor der Begebenheit mit meiner Mutter an. Warum ich anfing, mich mit dem Thema "Barfuß" zu beschäftigen, hatte damit zu tun, dass ich regelmäßig nach dem Joggen im Wald ein paar Tage lang Rückenschmerzen hatte. Manchmal auch Schmerzen in den Kniegelenken. Ein Kollege empfahl mir, gute Laufschuhe zu kaufen. 

Das hab ich dann gemacht. Gepolstert waren die, "um die Gelenke zu schonen", erklärte mir der Berater im Sportfachgeschäft. Und der muss es ja wissen, dachte ich. Die Laufschuhe würden außerdem mein Fußgewölbe stützen und verhindern, dass meine Füße beim Laufen nach innen einknicken. Am nächsten Tag habe ich die Schuhe natürlich gleich ausprobiert und bin 4km joggen gegangen. Auf weichem Waldboden, mit super gefederten Hightech-Schuhsohlen und ergonomischer Fußführung. Und siehe da, die üblichen Rückenschmerzen und Knieprobleme nach dem Lauf waren... genau wie sonst auch :(

Hm... "Dann mache ich wohl was falsch beim Laufen", dachte ich. Vielleicht ist meine Lauftechnik schlecht? So hab ich angefangen zu recherchieren und rausgefunden, dass viele Leute das selbe Problem hatten wie ich. Trotz teurer Laufschuhe. Die suchten auch Rat im Internet. Und so stieß ich ein paar Kommentare, die den Leuten folgendes empfahlen:

Barfuß laufen!

Schuhe aus und ganz einfach barfuß gehen und laufen. Die Rücken- und Knieschmerzen würden dann von ganz allein verschwinden. Ich weiß noch wie ich dachte, ich kann doch nicht im Wald barfuß mm rennen, bei all den Steinen, Wurzeln, Tannenzapfen und piksenden Pinien-Nadeln. Viel zu gefährlich, dachte ich mir. Zum Glück bin ich dann bei meinen Recherchen aber schnell auf sogenannte "Barfuß-Schuhe" gestoßen. Manche sagen lieber "minimalistische Schuhe", weil der Begriff "Barfuß-Schuh" ja eigentlich ein Widerspruch in sich ist. Solche Schuhe sollen ein möglichst natürliches Laufgefühl vermitteln, so als wenn man barfuß ginge.

 

Und das tun sie durch durch eine sehr dünne, flache Sohle, die nicht gefedert ist, keine Stützfunktion bietet, kein erhöhtes Fersenpolster und damit keine Dämpfung hat, die aber trotzdem gerade genug Schutz vor fiesen Steinchen bietet.

 

Ihr merkt schon, dass das genau das Gegenteil der Laufschuhe ist, die man mit im Fachgeschäft empfohlen hatte. 

 

Wer hat denn nun recht?

Wer recht hat, ist richtig: Die Frage für den nächsten Artikel unserer Reihe "Gesunde Füße - und alles darüber".

Soviel kann ich aber schon mal vorweg nehmen. Ich habe diese "Barfuß-Schuhe" ausprobiert - und seit dieser Zeit sind meine "richtigen" Laufschuhe ein Ding der Vergangenheit. Warum das? Nun, weil meine Rücken- und Knieprobleme das seitdem ebenfalls sind - Vergangenheit! :)

Deshalb würde ich die Frage, ob barfuß laufen gesund ist, für mich selbst mit einem klaren "Ja!" beantworten. Aber wie anfangs gesagt, ich bin voreingenommen! Deshalb schauen wir ins in der nächsten Folge an, was denn Experten dazu sagen.

Warum der Umstieg auf Barfuß-Schuhe für mich trotzdem nicht einfach war, was dabei man unbedingt beachten sollte, und ob Barfuß-Schuhe wirklich "Barfuß sein" bedeuten, das schauen wir ebenfalls uns nächstes Mal an.

 

 

Danke für diesen interessanten Artikel an Daniel Däuber!

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